Wie schon geschrieben – wir sind beim Packen. Eigentlich wollten wir alte Klamotten aussortieren, damit die neuen in die Koffer passen. Ja, dann hätte die auch mal einer mitnehmen sollen. Also haben wir mal eben zwei neue Koffer gekauft. So wie es grad aussieht, brauchen wir noch einen. Noch sind wir in San Diego. In ein paar Stunden geht es auf nach LA.
In der letzten Woche hier ist noch allerhand passiert, in erster Linie natürlich Abschiedsrunden 🙁 Angefangen bei Bird, der Marvins Brett für den Flug gereinigt und verpackt hat.
Dann kam ja auch das letzte Ligaspiel der Saison gegen den Erzrivalen La Costa Canyon HS. Seit Jahrzehnten geht es hier erbittert hin und her. Zwischen den beiden Schulen geht der sogenannte Beach Bowl immer hin und her – ein altes Surfboard. Gewinnt das Footballteam, geht oder bleibt der Beach Bowl für ein Jahr an der jeweiligen Schule bis zum nächsten Aufeinandertreffen. Seit über 10 Jahren hatte der begehrte Pokal die LCC nicht mehr verlassen. Dementsprechend waren die Mavericks auch seeeeehr sicher dieses Spiel zu gewinnen. Die LCC Students trugen sogar Shirts mit der Aufschrift “Beat Torrey Pines”. Das hätte unser Principal und auch der Coach nie zugelassen…. Alles war offen. Unser bisher ungeschlagenes Freshman Team hatte ihres an die Wand gespielt, unsere JV hatte jedoch knapp verloren. Was würden unsere Seniors schaffen? Die Nervosität war zum Greifen. Anfangs legten alle gemeinsam noch eine Gedenkminute für unseren verstorbenen Coach C ein, doch kurz darauf kamen auch schon Schmährufe.
Das Spiel zog sich wie Kaugummi. Im ersten Quarter kam auf beiden Seiten gar nix zustande. Alle waren irgendwie hibbelig. Die Kicker kickten nicht perfekt, keine Offense konnte gegen die Defense etwas erreichen, immer wieder Strafen wegen Fehlstarts…. mühsam. Erst am Ende des 2. Quarters gelang unseren Falcons der ersten Touchdown. Auch bei den Mavericks hätte es fast geklappt. Etwa nur ein Yard vor der Linie gelang es unserer Defense ihnen den Ball abzujagen. Unglaublich! Den hatten wir schon drin gesehen. Auch nach der Halbzeit ging es zäh weiter. Den Falcons gelang noch ein weiterer Touchdown, aber das dazu gehörige Field Goal wurde von den Mavericks verhindert. Die Zeit jedoch lief für unsere Seite. Noch einmal kamen die Gegner gefährlich nahe, aber dabei blieb es auch. Es gelang ihnen – NICHTS! Der Endstand 13:0 für die Torrey Pines Falcons. SIEG! Die Freude war riesig.
Die gesamte Falcon Family stürmt das Field – Cheers, Schüler, Eltern – drängt den Gegnern mit erhobenen Zeigefingern entgegen. Da hab’ ich echt die Angst in den Augen der Mavericks gesehen. Das war gewaltig. Die Schiedsrichter selber haben den Platz fluchtartig verlassen. Nicht dass wir denen wirklich etwas tun wollten. Die sollten nur merken, dass man die Torrey Pines Falcons durchaus auf dem Zettel haben sollte.
Das Allerwichtigste aber: The Beach Bowl is back at home!
Wollen wir hoffen, dass der Beach Bowl nun bleibt, wo er hingehört – Torrey Pines Falcons Home!
Was mich jedoch viel mehr beeindruckt hat, plötzlich nahmen die Spieler Marvin in der Mitte hoch und alle riefen seinen Namen “Marvin, Marvin, Marvin……” Mir lief es kalt den Rücken runter!
Nun hiess es langsam Abschied nehmen von den Spielern, Trainern, Field. Die meisten werden wir nicht wiedersehen.
Auf dem Weg nach San Diego machten wir ein letztes Mal Halt beim In&Out Burger in Escondido. Als wir am Drive-thru Schalter unsere Bestellung entgegen nahmen, stand auf der anderen Seite im Lokal unser Football Team. Marvin hat uns als Letzter entdeckt – erst nachdem einige Spieler schon “Hey, Marvin’s Dad!” oder “Hey, Marvin, your Family!” gerufen hatten. Oder vielleicht wollte unser Sohn uns nicht sehen 😉 Immer und überall muss die Olle auch rumhängen. Hab ich schon erwähnt, dass uns einige als Superfans vorgeschlagen haben? 😀 Der Trainer lud die Mannschaft zum Essen ein. Wahrscheinlich war ihm klar, dass die sich heute trotz aller Verbote eine Superparty liefern würden. Immerhin hat es das Team auf den 2. Tabellenplatz geschafft. PLAYOFFS!
Die Party war dann auch gewaltig. Wir haben Marvin erst am nächsten Morgen bei Fishmans wieder gesehen. Von den Jungs sah keiner gut aus, aber sie gaben sich Mühe.
Susann und Rich hatten für die Jungs spontan noch ‘ne Frühstücksparty drangehängt. Es gab Pancakes und Würstchen.
Während die Jungs dann doch etwas in den Seilen hingen, liessen es sich die Alten auch gut gehen.
Wir waren eine ziemlich internationale Runde: Susann ist Schwedin (hinten links), Julie kommt aus Kanada, drei “echte” Amis und wir Deutschen. Ein schöner Vormittag!
Von dort aus brachen wir zu unserer letzten Shoppingtour auf. Und was sahen wir in den Geschäften?
Ja, es wird Weihnachten, unglaublich!
Wir waren gut präpariert für die Abschiedsparty der Jungs am Sonntag.
Bierpong kann so spannend sein!
Es war eine lustige Abschiedsfeier. Schade, dass Henrik es immer geschafft hat aus dem Bild zu flüchten.
Obwohl Marvin nicht mehr allzu fit war, musste er dennoch mithelfen den Partyraum wieder auf Vordermann zu bringen. Mein Versagen in seiner häuslichen Bildung wurde sichtbar. Er wusste nicht, wie der Staubsauger geht 😀 Tom, unser Nachbar, musste ihn auch noch veräppeln.
Bei uns im Wohnzimmer ging es mit reduzierter Mannschaftsstärke noch bis etwa 3.00 Uhr weiter.
Ein spezielles Abschiedsgeschenk von Tom von seiner Lieblingsfootballmannschaft.
Nadav und Benny haben ein letztes Mal bei uns übernachtet. Es ist ja nicht so, dass wir keine Betten mehr gehabt hätten, aber irgendwie haben es die Jungs nicht aus dem Wohnzimmer geschafft.
Dann, am nächsten Morgen, ging es Schlag auf Schlag. Zuerst kamen die Packer unserer Shipping Company. Es tat mir fast leid, aber ich musste die Jungs aus den Decken wickeln. Die sollten wieder mit nach Deutschland. Anschliessend kamen die Leute von Food Bank, denen wir so ziemlich unserer komplette Einrichtung gespendet haben. Die Sachen gehen nun an bedürftige Familien.
Bis auf das Sofa, die Sessel und einen TV war die Wohnung nun leer. Die letzten Sachen gehen ans Football Team.
Nur zwei Stunden später war dann alles weg. Irgendwie traurig. Nur noch unsere Koffersachen blieben zurück.
Nadav blieb noch fast bis zur letzten Minute. Mein dritter Sohn in diesem Jahr, wohl mit der beste Freund unserer Jungs. Dann ging’s zum Schlafen in ein Hotel in La Jolla. Am nächsten Tag räumten wir unser Apartment endgültig, trafen nochmals Nadav und Luis und fuhren schon nach Los Angeles. Unser letzter Abend in den Staaten.
Gegen 1.00 Uhr nachts trafen wir bei dem gebuchten Hotel ein. So weit, so gut, bis uns beim Einchecken verklickert wurde, dass die Gebühr für Jamie 250$ betragen sollte. Eine Unverschämtheit! Wir vier hätten für zusammen 160$ übernachtet. So haben wir unsere Reservierung komplett storniert. Die spinnen wohl! Nicht weit entfernt war Gott sei Dank ein Kimpton Hotel. In dieser Kette schläft Jamie kostenlos, auf Wunsch mit Napf, Futter und eigenem Bett.
Nun blieb nur noch eines – auf zum Airport.
Jamie wurde abgegeben und war schon vor Abflug total von der Rolle. Armer Kerl!
Marvin musste beim Warten auf zwei Rescue Dogs aufpassen und hatte schon Angst, dass die nicht wieder abgeholt werden würden. Ist das nicht niedlich:
Dann war es soweit. Mit einem lachenden und einem seeehr weinenden Auge stiegen wir in unsere Maschine nach München. Good bye, California, wir sehen uns wieder!